top of page

Die kleinen Dinge sind es, die wichtig sind




Wie die meisten von Euch ja bereits wissen, sind wir nicht nur nach Thailand gekommen, um unseren Ruhestand im komfortablen und mondänen Hua Hin zu geniessen. Seit Ausbruch der Covid-Pandemie, wo wir täglich 300 Mahlzeiten an die Bevölkerung verteilt haben, sind wir immer wieder dabei, unseren bescheidenen Beitrag zu leisten. Mir persönlich (Horst schreibt) war es aber immer ein Anliegen, neben dem rein finanziellen Sponsoring von nachhaltigen Projekten für Mensch und Tier auch immer wieder aktiv mit anzupacken. Jetzt ergab sich einmal wieder die Möglichkeit in Form eines Volontariates für Jungle Aid - die Organisation, für die mein liebes Frauchen als Sängerin im Jazzduo "Kim and Barry" schon sehr erfolgreich Spenden einspielt.



Kim und Barry spielen sehr erfolgreich ohne Gage für Spenden

Wichtig ist für uns immer gewesen - und daran wird sich nichts ändern - dass wir ausschliesslich Organisationen ohne Verwaltungsaufwände unterstützen. Jeder Rappen soll da ankommen, wo er hingehört. So war ich nun also diesmal mit Jungle Aid als Fahrer und Mitglied des "Activity Teams" vor Ort und konnte erleben, was mit den Spendengeldern passiert.

Unser Hilfsconvoy bestand aus einem Medical Care Team mit Ärztin und drei Assistent/Innen, einem Activitiy Team für Aufgaben vor Ort und einem siebenköpfigen Team einer Tierrettungs-Organisation, die wir ebenfalls regelmässig unterstützen. In dieser Zusammensetzung werden regelmässig etwa 30 Dörfer in teils sehr abgelegenen Regionen unserer Provinz geplant angefahren und mit dem Nötigsten versorgt. Diese Tour nun führte uns an die Grenze zu Myanmar in die Dschungel-Region, etwa 70 km nordwestlich von Hua Hin. Die Anreise war einfach und führte auf durchgehend festen Strassen - was nur bei einer Handvoll der Dörfer der Fall ist. Fahrzeuge ohne 4x4 und hohe Beine haben in der Regel bei diesen Fahrten keine grosse Chance, besonders nicht während der Monsunzeit. Eines der Dörfer liegt so abgelegen im Dschungel, dass es nur über einen Fussmarsch von 2 Stunden erreichbar ist. Mit meinem Chevy war ich diesmal ausser Gefahr und hatte die anderen Mitglieder des Activity Teams an Bord. Menschen aus aller Welt kommen hier zusammen, um im Rahmen ihrer Möglichkeiten Gutes zu tun. Eine wunderbare Erfahrung, die ich jeder Person, die hier mitliest, sehr wünsche.


Das Dorf - kein Strom, kein fliessendes Wasser

Regenwasser wird aufgefangen - zum Waschen und Trinken

Im Dorf angekommen ging es rasch zur Sache, da jeder klar wusste, was zu tun war. Die Aktionen sind perfekt koordiniert und bereits vorab wusste jeder, was und wie zu tun war. Das Medi-Team richtete sich eine Wartezone und eine Behandlungs-Ecke ein. Die Leute von Rescue Paws streiften durch das Dorf und versorgten alle angetroffenen Haustiere mit Futter, Impfungen und wenn nötig veterinärer Hilfe. Wir vom Activity Team wurden auf verschiedene Aufgaben verteilt.

Das Medizinische Team hatte keine Langeweile - 30 Patienten wurden versorgt.


Ich sollte mich um die Kinder kümmern und ab und zu Fotos von allen Aktivitäten machen. Na - wer mich kennt, der weiss, dass Kinder und ich ein Volltreffer sind! Ich liebe Kinder und habe irgendwie eine Gabe, so dass Kinder sehr schnell nach anfänglicher Zurückhaltung auftauen und richtig Freude am Mitmachen haben. So war es auch diesmal. Nach sehr schüchternen, ersten Blickkontakten beim Anschubsen auf der rostigen Schaukel wurde schnell gelacht und es kamen schnell mehr Kinder zusammen. Wir hatten eine Kiste mit Spielzeug dabei, aber bei 36 Grad ohne Schatten wollte ich nicht mit Badminton anfangen. Wir standen so schon alle im eigenen Saft, ohne uns gross zu bewegen. Die Freunde von Rescue Paws hatten Malvorlagen mit Hunden und Buntstifte mitgebracht - und schon waren wir alle auf einem überdachten Gemeinschaftsplatz am malen. Jedes Blatt Papier wurde behandelt wie ein rohes Ei. Es wurde immer ruhiger, und in kleinen Grüppchen legten sich die Kinder kreisförmig auf den Holzboden und legten eifrig los. Es wurde nicht gestritten, es wurde nicht Papier zerrissen oder sofort eine neue Vorlage geholt. Ich habe noch niemals vorher Kinder so sorgfältig malen sehen, mit voller Hingabe und Freude. Ausser einem etwa zweijährigen Jungen hat kein einziges Kind über den Rand der Vorlage hinaus gemalt. Die Stifte wurden nach Gebrauch sofort wieder in die Schachtel zurück gelegt. Mädchen und Jungen gruppierten sich zwar getrennt, aber die Kleinsten lagen einfach bunt dazwischen und wurden ganz selbstverständlich von allen geduldet oder gar gekuschelt. So schön, dies zu erleben!


strahlende Kinder, eine Stunde Freude und Lachen - was gibt es schöneres!


Kinder sind nun zwar schnell zu begeistern, aber nicht lange mit einer Tätigkeit zu fesseln. Irgendwann zwischendurch erinnerte ich mich an meine eigene Kindheit und die Papierflieger, die wir immer gefaltet hatten und gegeneinander antreten liessen. Noch in diesen Gedanken und ich schon am Falten, gesellten sich schnell die ersten etwas älteren Jungs zu mir und sahen mir aufmerksam zu. Ich liess den ersten fertigen Papierflieger von der Veranda zischen und er flog tatsächlich ziemlich lang und weit! Der Dorfälteste fing ihn unten auf und warf ihn gleich wieder in die Luft. Plötzlich waren fast alle Kinder um mich versammelt und bestellten ihren eigenen Jet aus meiner Hand. Ein Junge brachte ein paar Bögen Papier und verteilte sie wortlos an die anderen Jungs. Ich faltete den nächsten Flieger und ringsum passierte das gleiche - die Kinder waren unglaublich geschickt und aufmerksam. Nach wenigen Minuten konnte das erste Wettfliegen stattfinden! Für die kleineren Kinder habe ich dann knapp 20 Flieger gefaltet, alle hatten ihre helle Freude beim Turnier in den Lüften.

Danach gab es eine kleine Stärkung für die Kinder Dank gespendeter Sojamilch und Süssigkeiten. Es wurden für alle noch Kleidungsstücke zur Auswahl aufgelegt und so gab es einen kleinen "Winterschlussverkauf" mit Wühltisch-Atmosphäre im Dschungel von Thailand. Die mitgebrachten Brillen fanden bei den älteren Herren ebenfalls schnell die passenden Abnehmer. Es gab Vorträge über Hygiene und Zahnreinigung, denen die Kinder ebenfalls aufmerksam lauschten.



Während dieser Aktivitäten wollte ich die ramponierten Papierflieger und restlichen Malvorlagen einsammeln...aber ich konnte kein einziges Stück Papier oder Abfall finden. Das hat mich nun doch sehr beeindruckt, besonders im Zusammenhang mit meinem letzten Beitrag über die Vermüllung in Thailand. Die Kinder hatten ganz still und selbstverständlich aufgeräumt, und auch von den gereichten Süssigkeiten lag nirgends ein Papier herum. Respekt vor den Menschen, die noch wirklich im Einklang mit ihrer Umwelt leben, da sie unmittelbar auf eine gesunde Erde um sich herum angewiesen sind.

Ich war sehr beeindruckt von diesem Tag mit wieder wunderbaren Menschen. Ein internationales Helfer-Team, das ohne Reibungsverluste funktionierte und sich gegenseitig unterstützte, freundliche und dankbare Menschen und beeindruckend aufmerksame und liebenswerte Kinder. Ich freue mich schon auf den nächsten Besuch in 8 Wochen. Aber vorher geht es noch in andere Dörfer - ich werde wieder berichten. Danke für Euer Interesse und und auch jegliche Unterstützung!



 
 
 

Comments


© 2022 Horst Rossdeutsch

Besucher

bottom of page